MSC (Marine Stewardship Council)

Der Marine Stewardship Council (MSC) ist eine international tätige, gemeinnützige Organisation, die ökologische und soziale Standards für einen nachhaltigen Fischfang aufgestellt hat. Er setzt sich zusammen aus Vertretern von Umweltverbänden, Wissenschaft, Fischwirtschaft, Industrie und Handel.

Der MSC vergibt ein gleichnamiges Managementlabel für Unternehmen der Fischereibranche. Grundlage für die Zertifizierung nach diesem Standard sind die MSC-Prinzipien:

•    Schutz der Fischbestände, das heißt die Fischerei muss so durchgeführt werden, dass eine Überfischung und Erschöpfung der Fischbestände vermieden wird. Überfischte Bestände dürfen nur so genutzt werden, dass nachweislich eine Erholung der Bestände eintritt. Durch die Fischerei darf sich die Zusammensetzung der Bestände in Bezug auf Alter, Geschlecht und genetische Struktur nicht verändern.

•    Minimale Auswirkungen auf das Ökosystem hinsichtlich Struktur, Produktivität, Funktion und Vielfalt. Die Fischerei muss dementsprechend so durchgeführt werden, dass die natürlichen Beziehungen zwischen den Arten bestehen bleiben und die biologische Vielfalt des Ökosystems nicht gefährdet wird.

•    Verantwortungsvolles und effektives Management, das lokale, nationale und internationale Gesetze und Richtlinien berücksichtigt und eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen vorsieht. Das Management-System muss auf der Basis festgelegter institutioneller sowie betrieblicher Standards wirtschaften. So müssen z.B. Fanggeräte verwendet werden, die den sogenannten Beifang möglichst vermeiden.

Im Rahmen dieser Prinzipien legt der MSC konkrete Leistungsindikatoren unter anderem für die Einrichtung und Erhaltung eines betrieblichen Umweltmanagements vor.

Diese Indikatoren umfassen:

•    Klare langfristige Ziele, die den Grundsätzen und Kriterien des MSC entsprechen und einen transparenten Konsultationsprozess beinhalten, an dem alle Interessengruppen und von der Fischerei betroffene Parteien beteiligt sind, sodass alle relevanten Daten einschließlich lokales Wissen einfließen.

•    Bei dem Verfahren sind die Auswirkungen von Managemententscheidungen auf alle Parteien, deren Lebensgrundlage von der Fischerei abhängt, zu berücksichtigen, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Gruppen, die mit der Fischerei ihren Lebensunterhalt bestreiten, Kleinfischer und fischereiabhängige Gemeinden;

•    Angemessenheit des Managementsystems zum kulturellen Zusammenhang, Umfang und Intensität der Fischerei. Es muss spezifische Ziele demonstrieren, betriebliche Kriterien und entsprechende Umsetzungsverfahren sowie einen Prozess zur Beobachtung und Beurteilung von Arbeitsweisen umfassen und auf neue Forschungsergebnisse angemessen reagieren;

•    Beachtung von Gesetzen und Gewohnheitsrechten sowie die langfristigen Interessen der Menschen, deren Nahrungs- und Existenzgrundlage von der Fischerei abhängt, auf eine ökologisch nachhaltige Art und Weise;

•    Einrichtung eines adäquaten Mechanismus zur Lösung von Konflikten, welche innerhalb des Systems entstehen;

•    Angebot wirtschaftlicher und sozialer Anreize, die eine nachhaltige Fischerei begünstigen, und nicht mit Subventionen betrieben werden, die zu umweltschädlichem Fischfang beitragen;

•    Regelmäßige Beurteilung des biologischen Zustands der Ressource und den Auswirkungen der Fischerei;

•    Festlegung von Maßnahmen und Strategien, die das Ausmaß der Befischung der Ressource nachweislich überwachen;

•    Einsatz von Fanggeräten und Methoden, die den Beifang ungewollter Arten (und ungewollter Größen, Altersgruppen bzw. Geschlechter der Zielart) vermeiden; wenn Beifang nicht vermieden werden kann, ist der Umfang der zurückgesetzten verendeten Arten so gering wie möglich zu halten;

•    Anwendung adäquater Fangmethoden, die nachteilige Auswirkungen auf den betroffenen Lebensraum, insbesondere in kritischen oder empfindlichen Gebieten wie Laich- und Jungfischhabitaten, möglichst vermeiden;

•    Gewährleistung, dass keine destruktiven Methoden wie Gift- und Dynamitfischen zum Einsatz kommen;

•    Minimierung von Betriebsabfall wie z. B. den Verlust von Fanggerät, Ölverschmutzungen auf See, Verderb des Fangs an Bord usw.;

•    Einhaltung aller gesetzlichen sowie administrativen Vorschriften;

•    Unterstützung und Kooperation mit Managementbehörden bei der Sammlung von Fangstatistikenen, Abfalldaten und anderen wichtigen Informationen, die für das effektive Management der Ressourcen und der Fischerei erforderlich sind.

Innerhalb dieses Rahmens hat eine Zertifizierung entsprechend der MSC-Managementstandards mehrere Phasen:

•    Vorbereitung des Verfahrens: Einrichtung eines Managementteams oder Lenkungsausschuss zur Steuerung des Verfahrens, eventuell Ernennung einer verantwortlichen Person

•    Vorbereitung von Informationen: Aufbereitung aller notwendigen Daten für eine sachkundige und unabhängige Analyse

•    Einbeziehung aller betroffenen Interessengruppen: Gewährleistung von Inklusivität und Transparenz des Verfahrens

•    Auswahl einer von der ASI (Akkreditation Services International, Bonn) bewilligten Zertifizierungsstelle, welche für die Bewertung von Fischereien nach dem MSC- Standard anerkannt ist

•    Bewertungsverfahren auf der Basis eines mit der Zertifizierungsstelle abgeschlossenen Vertrags: Erstellung eines detaillierten Projektplans, Berufung der Gutachter durch die Zertifizierungsstelle in Absprache mit den Interessensgruppen, Erstellung eines Bewertungsbaums mit Angaben zu den Leistungsindikatoren der zu beurteilenden Bereiche, Eröffnung eines Konsultationsverfahrens im Rahmen der Veröffentlichung des Prüfberichts auf der MSC-Website

•    Auswertung aller relevanten Daten aus Fachdokumenten, Berichten und anderen Informationsquellen durch die Gutachter und Erstellung eines vorläufigen Bewertungsberichts, welcher noch einmal durch unabhängige Experten begutachtet wird

•    Öffentliche Publikation des Bewertungsberichts zur Kommentierung

•    Erstellung eines Abschlussberichts nach positiver Prüfung aller Stellungnahmen

•    Zertifizierung des Fischereiunternehmens, wenn innerhalb einer bestimmten Frist keine Einwände gegen den Abschlussbericht erhoben wurden und Ausstellung des Zertifikats.

Um nach MSC-Standard zertifiziert zu werden, muss ein Fischereiunternehmen bei jedem Leistungsindikator mindestens 60 Punkte erzielen. Erreicht sie bei einem Indikator weniger als 60 Punkte, wird kein Zertifikat ausgestellt. Außerdem wird die Fischerei nur dann zertifiziert, wenn sie unter allen drei Grundsätzen, die der MSC-Umweltstandard für nachhaltige Fischerei vorgibt, jeweils mindestens 80 Punkte erzielt hat.

Erzielt eine Fischerei unter einem bestimmten Leistungsindikator weniger als 80, aber mindestens 60 Punkte, stellt die Zertifizierungsstelle eine oder mehrere Bedingungen, damit die Zertifizierung aufrechterhalten werden kann. Liegen keine außergewöhnlichen Umstände vor, muss der unter diesem Indikator erzielte Punktwert durch das Erfüllen der Bedingung bzw. Bedingungen auf mindestens 80 verbessert werden, und zwar innerhalb einer vom Zertifizierer vorgegebenen Frist, jedoch vor Ablauf der Geltungsdauer des Zertifikats.

Die Zertifizierungsstelle gibt für jede gestellte Bedingung einen angemessenen Zeitrahmen und das anvisierte Ergebnis oder Ziel vor. Die Rolle des Zertifizierers besteht darin, den Fischereikunden zu begleiten und eine Leithilfe dafür zu geben, was innerhalb des Zertifizierungsprozesses erwartet wird.

Laufende Kontrollen der Einhaltung des MSC-Standards finden einmal jährlich statt. Die Arbeit der Zertifizierungsorganisationen wird durch den MSC kontrolliert.

Das MSC-Label setzt ökologische Standards mit dem Ziel, eine verantwortungsbewusste und umweltfreundliche Fischerei zu fördern und damit der Überfischung und der Zerstörung mariner Ökosysteme durch umweltschädliche Fischereimethoden entgegenzuwirken. Soziale Gesichtspunkte spielen für die Zeichenvergabe insofern eine Rolle, als das zu zertifizierende Unternehmen alle Interessengruppen anhören und beteiligen muss. In diesem Sinne erhält diese unter Umweltaspekten stattfindende Überprüfung eine sozial-ökologische Relevanz und macht die Zertifizierung in Kombination mit unabhängigen und regelmäßigen Kontrollen glaubwürdig. Die Kriterien und das Vergabeverfahren sind gut dokumentiert und machen die Hintergründe der Kennzeichnung transparent. Ausführliche Informationsmaterialien stehen Interessierten zur Verfügung.

Kontakt

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Marine Stewardship Council, MSC-Regionalbüro Deutschland, Österreich, Schweiz

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