AA1000 Assurance Standard (AS)

Der AA1000AS (AccountAbility 1000 Assurance Standard, 2008) ist ein international akzeptierter, frei zugänglicher Standard, der Bestimmungen zur Durchführung von Nachhaltigkeitsprüfungen enthält.

Nachhaltigkeitsprüfungen in Übereinstimmung mit dem AA1000AS (2008) bedeuten Beurteilungen von sowie Schlussfolgerungen zu Art und Umfang der Einhaltung der AA1000AS-Prinzipien, und falls anwendbar, die Bewertung der Qualität veröffentlichter Angaben über die Nachhaltigkeitsleistungen.

Dieser Standard richtet sich primär an Individuen und Organisationen, die diesen Standard bei Nachhaltigkeitsprüfungen anwenden. Zusätzlich ist dieser Standard  für Organisationen nützlich, die ihre Berichte Nachhaltigkeitsprüfungen unterziehen lassen wollen, für Nutzer von Nachhaltigkeitsprüfberichten und -vermerken, die Informationen aus Nachhaltigkeitsberichten und Nachhaltigkeitsprüfungen verwerten sowie für andere Standardentwicklungen.

Der AA1000-Prüfungsstandard wurde erstmals im Jahre 2003 von mehr als 4.500 Experten aus Berufsständen, Kapitalanlegern, Nichtregierungsorganisationen, Arbeitsverbänden und Unternehmen als Standard für Nachhaltigkeitsprüfungen aufgelegt.

AccountAbility, eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Peking, Genf, London, Sao Paulo und Washington D.C. hat diesen Prozess initiiert. Im Rahmen eines Multistakeholder-Prozesses wurden die Standards bis 2008 weiterentwickelt. Dieser Prozess wurde durch den so genannten AccountAbility-Standards-Fachausschuss (Technical Committee) moderiert. Die Ergebnisse wurden der Öffentlichkeit zur Kommentierung vorgelegt.

AA1000AS basiert auf den Prinzipien:

•    Inklusivität – Bürger haben ein Recht auf Mitsprache bei Entscheidungen, die sie unmittelbar betreffen. In diesem Sinne bedeutet Inklusivität die Einbindung von Stakeholdern bei der Entwicklung und Umsetzung einer verantwortlichen und strategischen Reaktion auf Herausforderungen der Nachhaltigkeit. Stakeholder sind solche Individuen, Gruppen von Individuen oder Organisationen, die die Aktivitäten, Produkte oder Leistungen und die dazugehörige Performance einer Organisation beeinflussen und/oder durch diese beeinflusst werden können.

•    Wesentlichkeit – Entscheidungsträger sollen sich klar über die Aufgaben sein, die wesentlich sind. Wesentlichkeit besteht darin, die Relevanz und die Bedeutung eines Themas für eine Organisation und deren Stakeholder zu bestimmen. Ein Thema ist wesentlich, wenn es die Entscheidungen, Handlungen und Leistungen einer Organisation oder ihrer Stakeholder beeinflussen wird.

•    Reaktivität – Organisationen sollen transparent in ihren Handlungen sein. Reaktivität umfasst in diesem Sinne die Reaktion einer Organisation auf Themen ihrer Stakeholder, welche ihre Gestaltung von Nachhaltigkeit beeinflussen. Reaktivität wird durch Entscheidungen, Handlungen und Gestaltung sowie durch Kommunikation mit Stakeholdern umgesetzt.

Prüfungen mit dem AA1000AS (2008) sollen nichtfinanzielle Aspekte von Nachhaltigkeit mit der Finanzberichterstattung und -prüfung verbinden.

Ausgangspunkt für eine Nachhaltigkeitsprüfung mit AA1000AS sind die im Nachhaltigkeitsbericht eines Unternehmens enthaltenen Informationen darüber, wie die Organisation Nachhaltigkeitsthemen managt und wie dieses Management im Anschluss reflektiert und kommuniziert wird.

Geprüft und bewertet wird dementsprechend die Qualität von veröffentlichten Angaben über die Nachhaltigkeitsleistungen eines Unternehmens.

Prüfungen mit dem AA1000AS sollen weiterhin die Möglichkeit bieten, andere Verifizierungs- und Zertifizierungsschemata, die sich mit spezifizierten Nachhaltigkeitsdimensionen auseinandersetzen, einzubinden.

Hierzu zählen beispielsweise Schemata für Treibhausgasemissionen, für Umwelt-Management-Systeme, für nachhaltige Waldwirtschaft oder für Kennzeichnungen des Fairen Handels.

Für Engagements zu Nachhaltigkeitsprüfungen unter Anwendung des AA1000AS (2008) existieren zwei Typen:

Typ 1 – AccountAbility-Prinzipien: Art und Umfang der Einhaltung aller drei AA1000AS-Prinzipien werden durch eine Prüforganisation beurteilt. Das Ziel ist, Stakeholdern Gewissheit darüber zu geben, wie eine Organisation die Umsetzung von Nachhaltigkeit managt und wie eine Organisation dies im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung kommuniziert.

Allerdings muss die Verlässlichkeit berichteter Informationen nicht verifiziert werden. Die prüfende Organisation beurteilt veröffentlichte Angaben, die Systeme und Prozesse, welche die berichtende Organisation einsetzt, um die Einhaltung der AA1000AS-Prinzipien zu gewährleisten, sowie die Angaben über die Art und Weise, welche die Einhaltung der Prinzipien belegen.

Bei Nachhaltigkeitsprüfungen gemäß Typ 1 ist es nicht zwingend erforderlich, dass die prüfende Organisation im Rahmen der Beurteilung auch Schlussfolgerungen zur Verlässlichkeit entsprechender Angaben bezüglich der Umsetzung trifft. Vielmehr verwendet die prüfende Organisation Angaben als Bezugsquellen für Prüfungsnachweise, um die Einhaltung der Prinzipien zu beurteilen.

Eine prüfende Organisation unterliegt keinerlei Einschränkungen beim Heranziehen von Informationen als Prüfungsnachweise. Die Beurteilung der Einhaltung der Prinzipien muss nicht zwingend auf hierfür explizit von der Leitung einer Organisation getroffenen Aussagen basieren.

Typ 2 – AccountAbility-Prinzipien und Angaben über die Performance: Art und Umfang, wie die zu prüfende Organisation alle drei AA1000AS-Prinzipien entsprechend Typ 1 einhält, werden beurteilt.

Bei der Durchführung einer Prüfung des Typs 2 bewertet die Prüforganisation darüber hinaus die Verlässlichkeit von spezifizierten Angaben über die Gestaltung und Umsetzung von Nachhaltigkeit. Hier handelt es sich um die Angaben, die aufgrund der Einigung zwischen der prüfenden Organisation und der berichtenden Organisation im Umfang des Prüfungs-Engagements enthalten sind.

Spezifizierte Angaben werden auf Basis der Wesentlichkeitsbestimmung ausgewählt und müssen aussagekräftig für die anschließende Nutzung der Bescheinigung sein.

Eine Organisation hält das Prinzip der Inklusivität ein, wenn:

•    sie sich dazu bekennt, denjenigen gegenüber verantwortlich zu handeln, auf die sie Einfluss nimmt oder die auf die Organisation Einfluss haben.

•    sie einen Prozess zur Einbindung von Stakeholdern eingerichtet hat, der in der gesamten Organisation angewendet wird (z.B. auf Konzern- und regionaler Ebene), in der Organisation integriert, kontinuierlich und nicht einmalig ist.

•    sie über die notwendigen Kompetenzen und Ressourcen verfügt bzw. dazu Zugang hat, um den Prozess der Einbindung von Stakeholdern auszuführen.

Eine Organisation hält das Prinzip der Wesentlichkeit ein, wenn sie einen Prozess zur Bestimmung der Wesentlichkeit eingerichtet hat, der:

•    in der gesamten Organisation angewendet wird (z.B. Konzern- und Standortebene).

•    in der Organisation integriert, kontinuierlich und nicht einmalig ist.

•    sie über die notwendigen Kompetenzen und Ressourcen verfügt bzw. dazu Zugang hat, um den Prozess der Wesentlichkeitsbestimmung anzuwenden.
Der Prozess zur Bestimmung der Wesentlichkeit soll:

•    die Themen aus einer Anzahl von Quellen, einschließlich der Bedürfnisse und Anliegen von Stakeholdern, gesellschaftlicher Normen, finanzieller Betrachtungen, Normen von Mitstreitern und des politischen Umfeldes identifizieren, widerspiegeln und deren Verbindung mit Nachhaltigkeit zum Ausdruck bringen.

•    die Relevanz des identifizierten Nachhaltigkeitsthemas anhand angemessener und expliziter Kriterien beurteilen, welche zuverlässig, klar und verständlich sowie nachvollziehbar, vertretbar und prüfbar sind.

•    mit Hilfe von Kriterien und Grenzen, die zuverlässig, klar, verständlich sowie nachvollziehbar, vertretbar und prüfbar sind, die Bedeutung der identifizierten Nachhaltigkeitsthemen aufzeigen.

•    die sich verändernde Nachhaltigkeitsbedeutung und Entwicklung von Themen und Anliegen berücksichtigen.

•    eine Methode beinhalten, um Konflikte oder Themen zu bewältigen, die daraus entstehen, dass das Verständnis für Wesentlichkeit variiert.

•    über den Prozess zur Bestimmung der Wesentlichkeit zu einem umfangreichen und ausgewogenen Verständnis und einer Priorisierung der wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen führen.

Eine Organisation hält das Prinzip der Reaktivität ein, wenn sie einen Prozess zur Entwicklung angemessener Reaktionen eingesetzt hat, der:

•    in der gesamten Organisation angewendet wird (z.B. Konzern- und Standortebene).

•    in der Organisation integriert, kontinuierlich und nicht einmalig ist.

•    auf einem umfangreichen und ausgewogenen Verständnis über die von den Stakeholdern erwartete Adressierung wesentlicher Themen basiert.

•    Stakeholder einbezieht, wo es angemessen ist.  

•    das Verhältnis zwischen Ausprägung eines Problems und angemessener Reaktion berücksichtigt,

•    unter Berücksichtigung der Wesentlichkeit und Ressourcenanforderungen die Reaktionen abwägt, und die Rechtzeitigkeit der Reaktion berücksichtigt.

Eine Organisation hält das Prinzip der Reaktivität außerdem ein, wenn sie:

•    über die notwendigen Kompetenzen und Ressourcen verfügt bzw. dazu Zugang hat, um ihren Verpflichtungen nachzukommen.

•    umfangreich und ausgewogen auf wesentliche Themen reagiert.

•    auf eine Art und Weise reagiert, welche die Bedürfnisse, Anliegen und Erwartungen der Stakeholder berücksichtigt.

•    zeitlich angemessen reagiert.

•    einen Prozess zur Kommunikation mit den Stakeholdern eingerichtet hat, der in der gesamten Organisation angewendet wird (z.B. Konzern- und Standortebene) sowie in der Organisation integriert, kontinuierlich und nicht einmalig ist.

Dieser Kommunikationsprozess soll:

•    die Bedürfnisse und Erwartungen der Stakeholder widerspiegeln.

•    umfangreich und ausgewogen sein.

•    Mängel identifizieren und Angaben verhindern, welche im Wesentlichen falsch sind.

•    den Stakeholdern zugänglich sein.

•    angemessene Berichterstattungsprinzipien, Rahmenwerke oder Richtlinien für Nachhaltigkeitsberichtserstattungen verwenden.

•    eine Kommunikation mit Stakeholdern führen, die im Einklang mit der Art und dem Umfang der Einhaltung der AA1000AS-Prinzipien durch die Organisation ist.

Die Hintergründe der Prinzipien, deren Entwicklung, Fortschreibung und Umsetzung in Prüfverfahren sind dokumentiert und öffentlich zugänglich.

AA1000AS ist eine Prüfung der Nachhaltigkeitsberichterstattung einer Organisation oder eines Unternehmens. Schwerpunkte liegen auf der Qualität der Managementstrategie sowie der Transparenz in der Kommunikation der Ergebnisse nach innen und außen. In diesem Sinne beziehen sich die Bewertungen vor allem auf Aktivitäten zur sozialen Verantwortung auf der Ebene der Geschäftstätigkeit, insbesondere der Unternehmensführung mit dem jeweiligen Leitbild zur Unternehmensverantwortung sowie faires Handeln, Einbindung bürgerschaftlichen Engagements und Transparenz in der Berichterstattung und Information.

In Bezug auf die drei Prinzipien der Inklusivität, Wesentlichkeit und Reaktivität ist die Kommunikation mit der gesamten Lieferkette angesprochen, wenn es um die Umsetzung sozialer und gesellschaftlicher Aspekte im Management von Einkauf und Mitarbeiterqualifizierung geht.

Die Bewertung der Kommunikation der Nachhaltigkeitsleistungen eines Unternehmens oder einer Organisation bezieht sich schließlich insgesamt auf das Engagement in der Förderung eines nachhaltigen Konsums.

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